Wie sehr man einen Baobab auch verletzt oder verstümmelt: Nach einer senegalesischen Redensart gräbt der Baum seine Wurzeln nur noch
tiefer in die Erde und bleibt unzerstörbar. Der bis zu 20 m hohe Baobab oder
Affenbrotbaum (Adansonia digitata nach dem französischen Naturforscher Michel
Adanson, der im 18. Jh. in St. Louis den ersten Botanischen Garten des
Senegal anlegte) ist mit seinem mächtigen, tonnenförmigen Stamm, seiner
silbrigglänzenden Rinde und seinem ausladenden, knorrigen Geäst die
markanteste Pflanze der senegambischen Savannen. Ein unverwüstliches,
urzeitlich wirkendes Gewächs, das einige tausend Liter Wasser speichern kann,
das sogar die jährlich von den Bauern gelegten Buschfeuer unbeschadet
übersteht und das in den Dörfern der Savanne als „arbre à
palabre“
(Palaver-Baum) häufig den schattigen Mittelpunkt des Ortes bildet, wo die
Honoratioren zusammenkommen und die
Dorfangelegenheiten besprechen.
Kein Zufall, daß der Baobab in stilisierter Form das
senegalesische Staatswappen ziert; der Baum gilt als Symbol für Stärke, für
Beständigkeit, für die unverrückbaren Traditionen der Ahnen. Bei manchen
Exemplaren hat man ein Alter von über tausend Jahren nachweisen können. Eine
Legende berichtet, die Götter hätten einst aus Zorn über die Frevel der Menschen
den Baobab aus der Erde gerissen und verkehrt herum wieder ins Erdreich
gesteckt; deshalb wirkten seine Äste eher wie bizarr in die Luft ragendes
Wurzelwerk. Der Baobab wird in manchen Regionen als heilig verehrt, häufig
sind die Ahnen einer Dorfgemeinschaft unter den schattigen Kronen dieser
Baumriesen bestattet. Gerüchte besagen, daß diejenigen von bösen Geistern
heimgesucht werden, die versuchen, den Baum zu fällen, und daß diejenigen
erblinden, die sein Holz verbrennen. Die "Griots" (Sänger, Sagen- u.
Geschichtserzähler) sind früher, da sie nicht
neben Angehörigen anderer Kasten beerdigt werden durften, in den hohlen
Stämmen der Baobabs beigesetzt worden.
Während der Regenzeit treibt der ansonsten laublose Baobab
kleine grüne Blätter aus, die Hauptblütezeit liegt zumeist zwischen Oktober
und Dezember. Das weiße, leicht säuerlich schmeckende Fleisch der Früchte,
das sogenannte Affenbrot, wird nicht nur roh verzehrt. In gegorener Form wird
es als Erfrischungsgetränk gereicht, ein aus dem Fruchtfleisch destillierter
Sud dient als fiebersenkendes Heilmittel, die Blätter werden als Gemüse oder
Ingredienzien zu diversen Gewürzmischungen zubereitet. Auch die Blüten sowie
die Rinde und der Samen werden weiterverarbeitet. Ganze Baobab-Wälder finden
sich im Hinterland der „Petite Côte“, in der Region „Kaolack“
sowie an der Strecke „Kaolack - Tambacounda“.
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